Sterbefasten und Trinken
Im Rahmen der diversen Gespräche mit Menschen, die sich Sterbefasten überlegen, kommt oft die Frage, wieviel und was dann noch als Getränk erlaubt ist.
Es gibt keine absoluten Zahlen, nach denen ich sagen kann: Bei 317ml/Tag an Getränk dauert es 11,4 Tage.
Als unterstes Limit, dass der Körper braucht, werden in der Literatur immer wieder 4ml/kg Körpergewicht genannt, ab dann ist definitiv mit einem Nierenversagen zu rechnen.
Sterbefasten und die Qual durch Durst
Durst ist das am meisten angstbesetzte Thema, wie ich immer wieder in Gesprächen auch mit Kolleginnen feststelle. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass das auch das dankbarste Thema für mich ist, weil ich dem Durstgefühl gut begegnen kann und ich mein Wissen und meine Erfahrung dazu gerne und unaufwändig weitergeben kann an deine Angehörigen und Freunde.
Mit guter Mundpflege lässt sich das Durstgefühl gut beherrschen, wenn du jemanden hast, der sich auskennt und der bei dir ist.
Und immer wieder gebe ich zu bedenken, dass du ja selber etwas steuern kannst, weil es ja ein freiwilliger Verzicht ist. Siehe dazu meine Überlegungen zum Verzicht nur auf Essen.
Sterbefasten und Kaffee oder Alkohol
Du kannst zu dir nehmen, was du möchtest. Entweder als pures Getränk, vielleicht auch nur als kleinen Schluck, oder aber als Schaum.
Meine Erfahrungen sind vielfältig und alles ist erlaubt. Und etliche Kunden legen im Angesicht des Sterbens auch „Konventionen“ ab und leben plötzlich lustbetont.
Kein Bier vor vier? Warum nicht? „Ich kann doch nicht zum Frühstück schon Eckes Edelkirsch trinken“ – sagt wer?
Ich rege in den Begleitungen immer an, geänderten Gewohnheiten mit den Behandelnden abzusprechen, um eventuell veränderte Wirkungen von verordneten Medikamenten mit zu bedenken.
Es geht ja hier um den freien Entschluss für oder gegen etwas, und wenn ich abends noch einen Kaffee trinke, weil ich da so einen Japp drauf habe – dann schlafe ich vielleicht nicht so gut und weiß das aber ja schon vorher.
Und Alkohol – wenn ich nur noch wenig zu leben habe – soll ich da ein Entzugsdelir haben? Nö. Und wenn ich während des Sterbefasten alkoholabhängig werde? Tja…
Sterbefasten ohne Verzicht auf Trinken
Natürlich ist es auch möglich, nur auf das Essen zu verzichten. Die Vorstellung, Durst zu erleiden, ist für manche schrecklich, und daher möchten sie dann weiter trinken. Im Film des Medienprojerkt Wuppertal zum Sterbefasten dauert das Sterbefasten 23 Tage, weil die Marion M. sich noch viel unterhalten wollte und daher immer mal wieder einen Eiswürfel genascht hat.
Die Entscheidung für die Intensität des Freiwilligen Verzichtes hat natürlich ganz klare Auswirkungen auf die Dauer. Aber auch die etwas dämpfenden Wirkungen des Flüssigkeitsmangels sind weniger, je mehr ich trinke. So wird von manchen Begleitern empfohlen, etwas mehr zu trinken, wenn die Schläfrigkeit zu intensiv wird, um die Niere noch einmal durchzuspülen.
Zusammengefasst ist der Weg mit ausschließlichem Verzicht auf Essen länger, aber doch auch machbar.