Ist Sterbefasten qualvoll – was kann qualvoll werden?

Wenn Sterbefasten gut begleitet ist und dein einzig sichtbarer Weg aus deinem Leid heraus ist, dann ist Sterbefasten nicht qualvoll.

Wenn Sterbefasten ohne gute Begleitung gemacht wird, dann ist es wahrscheinlich mit Qualen verbunden.

Eine Freundin sagte „ich habe von einer Frau gehört, die drei Tage und Nächte vor Qualen geschrien hat“. Wieso auch immer jemand drei Tage Qualen leidet, wieso hilft da niemand? Da ist doch nicht das Problem das Sterbefasten , sondern die unterlassene Hilfeleistung.

„Ja, nachts hatte meine Mutter immer total trockenen Mund. Das war sehr quälend!“ Nachfrage „was habt ihr dagegen gemacht?“ Erschütternde Antwort: „Weiß nicht, bin ja um 20:oo nach Hause gegangen und erst morgens wieder gekommen.“ Ist da das Sterbefasten die Qual? Oder die nicht adäquate Begleitung, die natürlich daran liegt, dass wir alle nur eine gewisse Zeit „dienstbereit“ sein können.

Qualvoller Hunger

Alle, die einmal eine Fastenkur gemacht haben, wissen, dass eigentlich schon am ersten Tag des Fastens, spätestens am zweiten Tag, das Hungergefühl komplett verschwindet. Es ist also keine Qual, auf das Essen zu verzichten.

Was allerdings eine Qual sein kann, ist der Essensgeruch, wenn die Begleitung sich etwas Leckeres kocht oder liefern lässt… aber das sollte ja beherrschbar sein.

Qualvoller Durst

Wie eben beschrieben, kann Durst wirklich quälend werden, wenn nichts gegen das Durstgefühl unternommen wird. Im oberen Gaumen sind die Rezeptoren für Durst, und unbegleitet wird tatsächlich Durst zur Qual.

Trinken

Dabei gibt es einen guten Weg gegen den Durst: Flüssigkeitsaufnahme, also trinken. Wenn die Menge des Trinkens sehr reduziert wird, ist diese Tätigkeit doch schon ein erster wichtiger Punkt: Ich kann selber steuern und handeln. Und wenn ich kleinste Mengen trinke, kann ich es trotzdem schaffen, zu sterben.

Es gibt die Aussage, das 4ml Flüssigkeit pro kg Körpergewicht das zum Überleben notwendige Minimum sind. Das sind also bei einer Person mit 60 kg 240ml/Tag.

Wenn ich jetzt alle halbe Stunde 3ml trinke, sind das 144ml/Tag. Das ist doch eine Perspektive!

Mundpflege …

… ist ein Begriff für das, was wir immer wieder unbewusst machen: Wenn wir trockene Lippen haben, gehen wir mit der feuchten Zunge darüber.

Wenn nun die Zunge nicht mehr so feucht ist und ich nicht mehr in der Lage bin, gut für mich selber zu sorgen, dann brauche ich Unterstützung von außen.

Gut ist es, wenn die Mundpflege als wichtig für das Wohlbefinden erkannt wird! Mit einem feuchten Tuch oder einem Stäbchen getunkt in das Lieblingsgetränk wird über die Lippen und den Gaumen gefahren, entweder von der sterbenden Person selber oder von den Begleitenden. Ich nehme gerne ein Stofftaschentuch über den Finger oder schneide aus einem Geschirrhandtuch Streifen, es gibt kein Richtig oder Falsch.

Als „Benetzungsmittel“ geht alles, was schmeckt. Gut pflegend ist zum Beispiel eine Mischung aus 1EL Butter und 1TL Honig. Gut vermischt steht das im Schnapsglas am Bett und kann immer mal wieder zur Pflege genutzt werden.

Glycerinhaltige Mittel sind kontraindiziert, weil es hygroskopisch ist, also Wassermoleküle an sich bindet (https://beautypython.ch/blogs/blog/glycerin-in-kosmetik-nachteile-von-glycerin). Das führt zu mehr Durst durch Mundpflegemittel!

Gut sind alle möglichen Säfte, Tee, Bier, Wein, halt alles was schmeckt. Und da kommt jetzt mein persönlicher Favorit: Schaum

Schaum

Ich habe eine kleine Pumpe[Link] gefunden, die (mit Zubehör und Stärke) aus jeder Flüssigkeit einen Schaum bereiten kann.

Damit können wir dann jederzeit der sterbenden Person einen Teelöffel Schaum anbieten, und es gibt etliche positive Effekte:

  • das mechanische Gefühl „ich esse“ mit dem Löffel

  • lange Zeit „ich kann noch selber“

  • Kaubewegungen (fördern die Produktion in den Speicheldrüsen)

  • nass im Mund, besonders am Gaumen, wo die Sensoren sind

  • sehr wenig „anrechenbare“ Flüssigkeitsmenge

  • mögliche Geschmacksvarianz (https://sterbelotse.de/schaumschlaeger/):sogar die Bratflüssigkeit aus gebratenem Speck habe ich schon zu Schaum bereitet, Makrele passiert und mit Wasser aufbereitet, aber auch Eckes Edelkirsch, Wirsing/Apfel-Smoothie…

Qualvoller Schmerz

Was kann am Sterbefasten Schmerzen verursachen – ist Sterben schmerzvoll?

Nein. Aber Sterbefasten nimmt auch keinen Schmerz.

Wer also als Grund für das Sterbefasten nicht aushaltbare Schmerzen hat, wird diese auch während des Prozesses des Sterbefasten weiter haben (etwas reduziert durch die allgemeine Dämmerung).

Beim Verzicht auf Essen gibt es ein bis zwei Tage ein Hungergefühl, was „Bauchschmerz“ machen kann, aber bei den meisten Menschen war das nach 3-4 Stunden weg.

Unbegleiteter Durst ist nervig, aber wird nicht als Schmerz beschrieben.

Irgendwann kann man/frau nicht mehr liegen, der Rücken tut weh. Da hilft aufsetzen, umdrehen, Kissen in den Rücken.

Die überall im Körper verteilten Fettdepots werden abgebaut, das tut nicht weh.

Manchmal gibt es ein wenig Kopfschmerz durch die Verringerung des Hirnwassers, da hilft dann ein leichtes Kopfschmerzmittel – wie beim Kater nach zuviel Alkohol.

Dann zerfällt die Niere. Das tut nicht weh.

Dann stimmen die Mischungen der Elektrolyte im Blut nicht mehr, das Herz kommt aus dem Rhythmus, das ist oft merkbar, aber nicht schmerzhaft. Also nicht der „Herzinfarktschmerz“, sondern Herzstolpern. Das macht natürlich Angst, aber auch Hoffnung: Bald ist es vorbei.

Nun wird das Hirn nicht mehr mit Sauerstoff versorgt, ein Dämmerzustand kommt, auch dies ohne Schmerzen.

Sterbefasten tut nicht weh. Sterben tut nicht weh. Die Schmerzen der zugrundeliegenden Krankheit tun weiter weh und sollten maximal behandelt werden. Mit starken Mitteln, ohne Rücksicht auf eventuell spätere Abhängigkeiten. Um zuviel Flüssigkeit zu vermeiden und weil das Schlucken nicht mehr gehen wird (und über die vertrockneten Schleimhäute nur wenig absorbiert wird), ist ein Medikament zum Spritzen (oft in einen gelegten Schlauch) das Mittel der Wahl.