Phasen des Sterbefasten

So richtige Phasen lassen sich nicht genau festmachen. Wie beim Trauern, bei dem früher auch Trauerphasen postuliert wurden, ist die Wissenschaft sich heute einig, dass es eher Phänomene sind, weil jedes Phänomen mit anderen zusammen kommen kann, und immer einmal wieder auftauchen kann.

Trotzdem benutze ich nun das Wort Phase. Weil wir dann eine gemeinsame Basis haben, und aber auch wissen, dass diese Phasen mitunter nicht abgeschlossen sind, sondern irgendwelche Überlegungen wieder zu einer anderen Phase führen können.

Phase Null – Erkennen der Alternativen

Phase Eins – Suchen von Möglichkeiten

Phase Zwei – Detaillierte Informationen zu den Möglichkeiten sammeln

Phase Drei – Sacken lassen

Phase Vier – Entscheidung für den Weg

Phase Fünf – Starttermin festlegen

Phase Sechs – Start – mit dem letzten Essen

Phase Sieben – Hoch-Zeit und Last Exit

Phase Acht – unumkehrbar war gestern

Phase Neun – Tot

Beispiele

  • • Angelika (Name geändert) mit einer Art ALS hat sich am Wochenende informiert und dabei festgestellt, dass der Weg in die Schweiz mit einigen Tausend Euro und einem halbem Jahr Wartezeit für sie nicht gangbar war. Daraufhin hat sie am Montag ihrem Kind mitgeteilt: „Ich mache seit gestern Sterbefasten, sag deinem Bruder Bescheid.“ Das Kind hat darauf nicht nur den Bruder, sondern auch die Hausärztin und einen Palliativ- und Hospizdienst informiert. Der Dienst hat mich dann gefragt, ob ich die verschiedenen Akteure auf diesem Weg koordinieren könne. Dann hat Angelika zwei Wochen lang immer „mit dem Fuß aufgestampft“ und gesagt, dass sie jetzt sterben wolle, aber das hat erst geklappt, nachdem sie nicht mehr wollte, sondern in die Zuversicht kam. 13 Tage hat sie gefastet, davon 10 Tage ärgerlich, dass sie nicht stirbt.
    • Volker (Name geändert) war vor Jahren an Krebs erkrankt, hatte eine Magensonde. Seit Oktober konnte er nicht einmal mehr schluckweise trinken. Immer war ihm klar gewesen: Ich bringe mich nicht um, ich höre auf zu leben.
    Im November hatten wir ein Initialgespräch mit der Frage: „Wie kannst du mich begleiten?“ Ich habe gesagt: „Ich ziehe ein und bin 24/7 da“. Im November kam die Ansage: „Am 6.1. geht das Fasten los“. Am 4.1. dann die Anfrage, ob ich ab morgen da sein könne. Ich konnte, ich hatte es ja eingeplant.
    Am 6.1. die letzte Mahlzeit, am 18.1. morgens noch einmal selber zur Toilette gegangen. Gegen 10:00 fragte die Putzfrau: „Ihnen muss es doch schlecht gehen, ne?“, worauf er sagte: „Nein, gut, jeden Tag komme ich dem Tod näher – ohne Leid“ und um 13:27 war er tot.

Eine ausführliche Beschreibung der einzelnen Phasen ist in meinem demnächst erscheinenden Buch zum Freiwilligen Verzicht auf Essen und Trinken, wenn es schneller gehen muß, eine Mail an Bitte um Vorabdruck senden.